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Archiv Ausgesuchte Veröffentlichungen

Lange erwartete Messung des exotischen Betazerfalls in Thallium hilft bei Bestimmung der Zeitskala der Sonnenentstehung

Einer internationalen Zusammenarbeit von Wissenschaftler*innen ist es am GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung, Darmstadt, gelungen, den Beta-Zerfall von vollständig ionisierten Thallium-Ionen (205Tl81+) im gebundenen Zustand zu messen. Das Experiment, das am Experimentierspeicherring (ESR) von GSI/FAIR durchgeführt und in Zusammenarbeit mit TRIUMF, Vancouver, analysiert wurde, ergab, dass die Halbwertszeit von 205Tl81+ 291 Tage beträgt. Sie ist damit doppelt so lang ist wie theoretisch erwartet. Die Messung hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Produktion von radioaktivem Blei (205Pb) in Sternen auf dem asymptotischen Riesenast (sogenannte AGB-Sterne) und kann dazu beitragen, die Entstehungszeit der Sonne im frühen Sonnensystem zu bestimmen. Entsprechende Simulationen wurden vom Kollaborationspartner Konkoly-Observatorium in Budapest durchgeführt. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift Nature veröffentlicht.

Weitere Informationen finden Sie im Nature Artikel und in unserer Pressemitteilung.
Lesen Sie auch die Pressemeldung der GSI Darmstadt.

Rotation beeinflusst massiv den Zerfall von zweiatomigen Kohlenstoffanionen

Fast 30 Jahre nach der ersten Beobachtung erklärt sich durch einen neuen Mechanismus der Ursprung eines mysteriösen Millisekunden-Zerfallssignals in hochangeregtem C2.

Um ein Anion zu neutralisieren, muss es sein überschüssiges Elektron loswerden. Dies geschieht durch Kopplung an innere Zustände seines neutralen Gegenstücks. Allgemein wird angenommen, dass dieser Prozess bei einem Molekül (weitgehend) unabhängig von seiner Rotationsanregung abläuft. Die nun veröffentlichte Studie zeigt jedoch, dass bei C2 eine starke Rotation die Positionen der elektronischen Zustände sowohl innerhalb des negativ geladenen Systems als auch in Bezug auf sein neutrales Äquivalent C2 "umordnen" kann. Infolgedessen ändern sich die Zeitskalen, in denen die verschiedenen Zerfallsprozesse ablaufen, um viele Größenordnungen.

Weitere Informationen finden Sie im Physical Review Letters Artikel, im Physical Review A Artikel und in unserer Pressemitteilung.
Lesen Sie auch die Synopsis im Physics Magazine.

Geisterteilchen auf der Waage

Welche Masse hat ein ruhendes Neutrino? Das ist eine der großen, noch offenen Fragen der Physik. Denn Neutrinos haben eine zentrale Funktion in der Natur. Ein Team von Klaus Blaum, Direktor am Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg, hat nun im Rahmen der internationalen ECHo-Kollaboration einen wichtigen Beitrag zum „Wiegen“ von Neutrinos geleistet. Mit einer sogenannten Penning-Falle hat es dazu die Änderung der Masse eines Holmium-163-Isotops extrem genau gemessen, wenn dessen Kern ein Elektron einfängt und zu Dysprosium-163 wird. Daraus konnte es den sogenannten Q-Wert 50-mal genauer als bisher bestimmen. Mit Hilfe eines genaueren Q-Werts lassen sich mögliche systematische Fehler in der Bestimmung der Neutrinomasse aufdecken.

Weitere Informationen finden Sie im Nature Physics Artikel und in unserer Pressemitteilung.

Weitere Pressemitteilungen:

Durch den Schutzschild des Raumschiffs Atom

Zum Science-Fiction-Genre gehört der berühmte Schutzschild, den Kampfraumschiffe hochfahren können. Bei Atomen ist es ähnlich: Die Elektronenhülle als elektromagnetischer Schutzschild versperrt normalerweise den direkten Zugang zu dessen Kern. Das erschwert auch die Untersuchung von dessen genauer Struktur, die zum Beispiel manche Kerne zu winzigen Magneten macht. Einem Team um Klaus Blaum, Direktor am Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg, gelang es nun, die Wirkung dieser elektronischen Abschirmung von Beryllium-Atomen und präzise zu vermessen. Dabei konnte es auch das magnetische Kernmoment des Isotops Beryllium-9 wesentlich genauer bislang vermessen. Es ist damit die zweitgenaueste Messung eines solchen magnetischen Kernmoments der Welt, nach dem allereinfachsten Atomkern im Wasserstoff, dem Proton. Solche Präzisionsmessungen sind nicht nur bedeutend für die fundamentale Physik. Sie helfen auch, eine wichtige Methode der Chemie zu verbessern, die Kernspinresonanz-Spektroskopie.

Weitere Informationen finden Sie im Nature Artikel und in unserer Pressemitteilung (idw).